11 April 2019

Zarte Spuren des Glücks


Seit vier Wochen nun bin ich hier, in meinem kleinen Schuhkarton am Rande des Waldes. Wenige Meter weiter fließt die Wümme. Wenn ich davon absehe, dass der Kredit noch zurückbezahlt werden muss, ist dies mein Heim. Dieser Gedanke erfüllt mich einerseits mit Freude, andererseits mit leiser Sorge, ob ich wohl gut für mein Heim sorgen kann und es mich noch lange sicher beherbergen wird.

Meine Katzen sind regelrecht aufgeblüht. Sogar die dicke, langsame Felice hat die Freude am Spielen entdeckt. Malina genießt die Selbstständigkeit des Ein- und Ausgangs.

Es ist so wunderbar ruhig hier! Wunderschöner Vogelgesang flötet durch die Lüfte. An Wochentagen sind meine umgebenden Nachbarn nicht da. Diejenigen die da sind, sind Dauerbewohner wie ich.
Die Mehrzahl der Bewohner hier, sind plus-minus 5-10 Jahre, in meinem Alter. Alle duzen sich. Die kontaktfreudigen Menschen die ich bisher kennengelernt habe, sind freundlich und hilfsbereit.

Heute morgen sitze ich in meinem Panorama-Erker und schaue in den blauen Himmel der mit einigen wohlgeformten Wolken geschmückt ist. Heute habe ich mal einen freien Tag in meinen Osterferien und nur sehr lockere Pläne für den Tag.

Am Wochenende war ich das erste Mal im Padam Riepe. Eine legendäre Disco, in die ich schon einige Jahre wollte. Abgehalten hat mich bisher die Entfernung. Jetzt ist es gerade mal 4km um die Ecke!
Das Padam wird von Michel Maboeuf seit 30 Jahren geführt. Ein Franzose der aus Liebesgründen hier in Deutschland blieb. Wer mehr wissen möchte: http://www.padam-riepe.de/
Da es nur einmal am Monatsanfang am Wochenende auf hat, fieberte ich mehrere Wochen, nachdem ich es zufällig auf einer Fahrradtour entdeckt hatte, dem Abend entgegen. Begleitet haben mich ein befreundeter Kollege und dessen Frau. Was gut war, da ich so meiner üblichen "last-minute-Schwäche " nicht erliegen konnte.
Nach ca. 15 Jahren das erste Mal wieder auf einer Tanzfläche zu stehen ist schon etwas besonderes. Zumal ich immer gerne getanzt habe und wie einige mir gesagt haben, meine moves gar nicht so schlecht sind. Der Abend war insgesamt nett, doch das wichtige daran war die Zeichen die ich damit gesetzt hatte. Ich feiere jetzt das Leben und lasse mich durch nichts davon abhalten!

Bei meinen Fahrradtouren hier in die nähere Umgebung, erfasst mich manchmal ein zartes Gefühl von Glück. Sofort rät mir mein Unterbewusstsein, "Vorsicht - du weißt was passiert wenn du dich glücklich fühlst!" In den letzten Jahren war es jeweils so, wenn ich mich amüsieren wollte und etwas nur aus Spaß getan habe, ist immer etwas passiert. Entweder habe ich mir ein Muskelverletzung zugezogen, Allergie-Anfälle bekommen oder ähnliches. Urlaub konnte ich quasi nur insgeheim machen, wenn es mit einer Fortbildung zusammenhing.  Meine letzte größere Fahrradtour vor zwei Jahren zum Beispiel, endete am zweiten Tag mit einer Knieverletzung, die mich mehrere Wochen gekostet hat.
Was es für einen Sinn hat, mir jegliches Vergnügen zu verbieten, ist mir noch ein Rätsel.
Wenn ich mir die Frage stelle:" Was hat es für einen Wert für mich oder welchen Vorteil habe ich davon?", kommen mir seltsame Gedanken. Es beweist, das ich ein arbeitsamer, fleißiger Mensch bin. Ich bin nicht faul und gehe nur meinem Vergnügen nach. Sätze meiner Mutter kommen mir in den Sinn: "Das Leben besteht nicht nur aus Spaß! Wer vorankommen will, muss hart arbeiten!"
Wie auch immer. Ich habe beschlossen, dass damit jetzt Schluss ist! Ich will dieses zarte Pflänzchen, dieses angeschwebte Glücksgefühl, hegen und pflegen. Es soll wachsen und groß werden und mir und allen anderen zum Vorteil gereichen!

Ich habe es verdient und bin es wert!!!


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