04 August 2021

 Von dem zweifelhaftem Vergnügen mit der Bahn zu fahren  




Die Leser ahnen sicher schon, es kommt mal wieder eine Geschichte über verspätete Züge. Das ist auch nicht ganz falsch, doch diesmal schlägt es dem Faß den Boden aus!

Am Dienstag wollte ich mit meinem Fahrrad und dem Metronom um 10:23 von Lauenbrück nach Rotenburg fahren. Also zwei Stationen, ist ja nicht so'n Aufriß würde man meinen. Da ich allerdings schon einmal Richtung Bremen nicht mitgekommen war, da ich nicht direkt vor dem Fahrradwagon stand und die Tür nicht prompt aufging, wollte ich diesmal ganz sicher sein. Ich erkundigte mich also bei einem jungen Mann der dort wartend auf der Bank saß und vergewisserte mich dass der Fahrradwagen dort halten würde, wo ich es annahm. Dies bejahte er. Doch das reichte mir immer noch nicht und ich suchte die Seite des Wagenstandsanzeigers des Metronoms in meinem Handy auf. Auch da bestätigte sich, der zweitletzte Wagen würde dort anhalten wo ich es vermutete. 

Ich harrte also weiter des Zuges, der nicht kam, nicht kam, nicht kam und auch 10 Minuten später noch nicht da war. Ohne Ansage, ohne Benachrichtigung in der Leuchtanzeige. Dann aber,... eine Ansage! Der Zug führe heute auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig ab. 

Kaum war die Ansage verklungen, fuhr auch schon der Zug ein. Einige Spurt geübte pesten die Treppe wie besessen nach oben. Ich aber war ja auf den Aufzug angewiesen und der fährt nicht mal eben schneller, nur weil irgendein Zug macht was er will! 

Als ich bereits am Übergang zum nächsten Fahrstuhl war, rief eine aufmerksame Frau dem Zugschaffner zu, ich sei sofort da und käme gerade mit dem Fahrstuhl nach unten. Dieser zuckte mit den Schultern und gab das Signal zum Abfahren.  

Nichts anderes hatte ich erwartet, da ja bereits schon mal erlebt. Doch diesmal empfand ich es als dreiste Passagierveräppelung, weil das wirklich kaum für einen normalen Menschen zu schaffen war. Vielleicht gab's ja dafür einen Preis wenn man's schaffte oder die Bahn möchte sichergehen dass ihre Passagiere auch wirklich fit sind, damit nicht irgendjemand während einer Bahnfahrt zusammenbricht und sie den Ärger damit haben. Keine Ahnung, freundlich war das nicht und mir kochte förmlich das Blut!

Somit hatte ich jetzt eine Stunde Zeit. Fest entschlossen mir diesen Tag nicht durch die Bahn verderben zu lassen, schlenderte ich langsam zum Bäcker und deckte mich mit einem kleinen Frühstück ein. Ebenso langsam schlenderte ich, kauend und trinkend zurück zum Bahnhof. Natürlich nicht ohne dieses Erlebnis der Bäckereifachverkäuferin zu erzählen. Schließlich verdient die Bahn alle schlechte Publicity die sie bekommt. Sie konnte natürlich mit einer ähnlichen Geschichte kontern. Gibt es irgendjemanden der keine haarsträubende Verspätungsgeschichte von der Bahn erzählen kann?

Gut, zurück also auf meine Warteposition auf dem "richtigen" Bahnsteig, im Windtunnel von diversen vorbeifahrenden Zügen stehend und das Beste hoffend. Fünf Minuten vor Abfahrt des Zuges ertönte wieder die gleiche Ansage wie beim vorhergehenden Zug. Der Zug fährt heute von dem gegenüberliegenden Bahnsteig ab. Diesmal habe ich es geschafft und hatte sogar noch genug Zeit mich mit meinen Mitreisenden zu unterhalten, bevor die Bahn einfuhr. 

Ich kann nicht sagen, dass dieses Erlebnis dazu beigetragen hat, dass ich das nächste Mal gerne wieder mit dem Metronom fahren werde. Fazit: Zwei Stunden warten für 10 Minuten Fahrzeit, ein erheblich erhöhter Blutdruck und das Ganze für €10,20. "Diese Zeit gehört Dir", besagt ein Slogan der Bahn.Genau! Und ihr habt sie mir geklaut!

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