22 Januar 2007

Kaliope - Eine Frau und die Männer


(Hier ein Text zum Thema "Frauen und Männer" von einer Bekannten von mir. )

Wie macht Kaliope das? Diese Frau, die der amerikanische Autor Matt Ruff (in: Fool on the Hill) dargestellt hat, und die so leicht einen Mann hinter sich lassen, sich so vollkommen neu auf den nächsten einstellen kann. Kaliope wandelt sich äußerlich komplett, sie wird jedes Mal zur Traumfrau des Mannes, der gerade ihr Auftrag ist, ob der sich jetzt die mandeläugige Asiatin, die rotlockige Freche oder die große langbeinige Blonde erträumt. Sie ist völlig offen.

Und sie erscheint völlig unerwartet. – Wie ich von meiner unternehmensberatenden Freundin gelernt hab, ist nur das unerwartete Positive das, was einen haltbaren Kontaktkleber zwischen Menschen ausmacht. Und der Trick auf längere Sicht ist dann eben, immer wieder etwas unerwartetes Schönes zu bieten... – Aber um die längere Sicht muss sich Kaliope nicht kümmern; sobald der Mann genug im Glück mit ihr gebadet hat, steigt sie aus und ver­schwindet. Spurlos; bis auf die Tatsache, dass sie bei dem Mann unter all dem Schmerz und Entzug einen Wachstumsprozess in Gang gesetzt hat. Und der Mann danach stärker ist, als bevor er sie traf, zum Beispiel um mit einer anderen Frau wirklich glücklich zu sein – oder um solche nebensächlichen Dinge zu tun, wie die Welt zu retten.

Das ist ihr Auftrag. Sie weiß, dass sie bei niemandem bleiben kann, dass sie immer weiter gehen muss, damit die anderen sich ändern können.

Ich will auch mal ein bisschen länger bleiben können! Wer hat mich gefragt, ob ich immer nur glückliche, beziehungsfähige Männer hinter mir lassen und dann möglichst auch noch ihre „beste Freundin“ bleiben wolle.

Ich will auch! Und ich hab doch auch Angst davor, dann festzuhängen, dann aus all den täglichen Unzulänglichkeiten und langen Weilen nicht mehr rauszukommen. Jeder Atemzug ist Veränderung, jedes Ausatmen ist Loslassen. Wenn du dich nicht mehr veränderst, bist du tot. Und tot, das sind so viele Beziehungen.

Selbst für den B. bin ich doch nur die magische Ratgeberin in allen Lebens- und vor allem Beziehungsfragen. Die große ferne Weise aus dem Nordenland. Mit der’s manchmal ganz nett heiß im Bett sein kann, wenn es wegen der anderen Frauen gerade im Terminkalen­der koordinierbar ist.

Legt alles den Schluss nahe, dass ich eben keine Beziehung halten könne - oder wolle? Andererseits war ich es, die diese Männer (bis auf J., aber das ist eine Geschichte, die ich ein ander Mal erzählte) allesamt aus längerer Einsamkeit aufgeweckt hat, und sie dann mehr oder weniger nahtlos aus unserer in ihre bis jetzt haltenden Beziehungen gegangen sind.

Sind einfach ein paar zuviele Abläufe nach ein und demselben Muster, um Zufall genannt zu werden. Über die Hälfte der oben genannten Männer hatte sich selbst als hoffnungslosen Fall gesehen, und Frauen sahen das wohl ähnlich. Nur ich scheine da ein fehlendes Gen zu haben. Ich hab sie alle wieder beziehungsfähig gekriegt: Auch den einen mit 120 Kilo Körper­speckpanzer um seine Emotionen herum, den anderen, der seine letzte Freundin vor mir durch einen Unfall verloren hatte, oder jenen, der außer dem (mittlerweile häufiger vorkom­menden) Scheidungstrauma seiner Eltern auch noch den Schock mitbrachte, dass eine Freundin auf dem Weg von ihm zu ihr nach Hause ermordet wurde; die Leiche fand man erst 1½ Jahre später, den Serienmörder erst nach fünf Jahren. Auch er (nicht der Serienmörder) ist jetzt wieder glücklich liiert.

Sollte ich für meine Gabe vielleicht mal ein Marketing-Konzept aufstellen? Hat irgendeine Managerin nicht eine Idee dazu?

Und vor allem: Wie viele Männer kann ich noch katasylieren, bevor ich mich selbst auflöse? Denn das ist der Preis, den ich bezahle (oder bekomme): Ich lerne selbst immer mehr loszulassen. Nur Liebe und Freiheit ermöglichen Wachstum.

Irgendwie geliebt habe ich jeden zu seiner Zeit. „Große“ Lieben gab es bisher zwei, die mich auch am meisten gekostet (und gelehrt) haben. Und dann noch zwei ‑ ja, was? Große Lieben waren es nicht, dafür war’s zu kurz, aber unheimlich intensiv, mit Spüren der Präsenz des anderen, wo der gerade was machte, auch über große Distanz. One-Night-Stands hatte ich übrigens erst einen (jetzt dann zwei, Anm. 2002), und das im Zug zwischen Marseille und Genf; aber auch das ist eine Geschichte, die ich ein ander Mal erzählte...

Nun ja, und schön im Bett war es mit allen. Mit allen sehr unterschiedlich, und mit man­chen hat es besser zusammengepasst als mit anderen. Aber wenn die Frau einigermaßen frei und lustvoll im Bett ist, geht es eigentlich mit fast jedem Mann. Und bisher habe ich jeden Mann, den ich wirklich wollte, auch ins Bett gekriegt. Denn, Zitat Longest: „Eine Frau, die den Mann, den sie will, nicht ins Bett kriegt, weiß entweder nicht, was sie will oder sie ist nur zu dumm.“

Verflucht schöner Scheiß-Sex. Kann auch alles kompliziert machen. Obwohl für mich der Körper immer seine eigene „Intelligenz“ besitzt; sofern ich darauf wirklich hören kann, wird alles ganz einfach. Dann stimmen Hand, Herz und Hirn plötzlich überein.

Francie, Herbst 2001









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